Mineralfutter für Pferde – Was, wie viel und warum überhaupt?
- sabinelagies
- 20. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Ein gesundes Pferd beginnt mit einer ausgewogenen Ernährung. Neben Raufutter und ggf. Kraftfutter gehört auch das Mineralfutter zu den wichtigen Bausteinen der Pferdefütterung.

Doch worauf muss man dabei achten? Ist jedes Mineralfutter gleich gut? Und kann man damit auch über das Ziel hinausschießen?
Warum ist Mineralfutter überhaupt notwendig?
Heu und Gras allein reichen in der Regel nicht aus, um den Mineralstoffbedarf eines Pferdes vollständig zu decken – selbst wenn die Grundversorgung auf den ersten Blick gut aussieht. Der Grund: Unsere Böden sind vielerorts ausgelaugt, und damit auch das Futter, das auf ihnen wächst. Vor allem bei den sogenannten Spurenelementen wie Zink, Selen oder Kupfer sieht man häufig Defizite.
Diese Mängel äußern sich oft schleichend: Hautprobleme, schlechte Hufe, Mattigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen oder ein schwaches Immunsystem können Anzeichen sein.
Ein gutes Mineralfutter gleicht solche Defizite aus – und sichert eine stabile Grundversorgung.
Organische vs. anorganische Mineralstoffe – worauf kommt es an?
Ein häufig übersehener Punkt ist die Form, in der Mineralstoffe im Futter enthalten sind. Dabei unterscheidet man grob zwischen:
Organischen Verbindungen: Mineralstoffe, die an Aminosäuren (z. B. Chelate) oder Proteine gebunden sind. Diese Verbindungen werden im Labor hergestellt. Sie kommen in der Natur nicht vor.
Anorganischen Verbindungen: Z. B. Oxide, Sulfate oder Carbonate. In dieser Form kommen Mineralien in der Natur vor.
Organische Verbindungen sind aus mehreren Gründen problematisch: Das Pferd nimmt meist mehr auf, als es benötigt, weil es dafür keinen „Sensor“ hat. Und diese Verbindungen werden vom Körper als Proteine (bestehen aus Aminosäuren) „gelesen“ und verwendet. Das ist aber nicht das, was normalerweise mit Mineralien passiert.
Mineralien sollten daher in der Form, in der sie in der Natur vorkommen, verfüttert werden, also als anorganische Verbindungen. Oftmals wird angenommen, dass organisch gebundene Mineralien grundsätzlich besser aufgenommen werden – doch das ist nicht immer so, sie werden einfach anders im Körper verwendet. Hochwertige anorganische Formen hingegen sind genau das, worauf der Pferdekörper seit Jahrtausenden eingestellt und wofür er perfektioniert ist.
Wichtig ist außerdem, dass keine unnötigen Eiweißträger oder Geschmacksstoffe zugesetzt sind – besonders bei leichtfuttrigen oder stoffwechselanfälligen Pferden. Denn ein zu hoher Eiweißgehalt kann zu Stoffwechselbelastung, Wassereinlagerungen oder im schlimmsten Fall zu Hufrehe beitragen. Die Geschmacksstoffe führen dazu, dass das Pferd zu viel davon aufnimmt, bei Lecksteinen mit Apfelgeschmack z.B..
Was passiert, wenn kein Mineralfutter gegeben wird?
Ein Mangel an essenziellen Mineralstoffen kann gravierende Folgen haben:
Zinkmangel: Brüchige Hufe, Hautprobleme, geschwächtes Immunsystem.
Selenmangel: Muskelschwäche, Leistungsabfall, Infektanfälligkeit.
Calcium- oder Phosphormangel: Probleme im Knochen- und Zahnapparat.
Magnesiummangel: Muskelzittern, Nervosität, Verspannungen.
Gerade bei Jungpferden, Zuchtstuten oder Senioren sind Mangelerscheinungen problematisch – hier sollte besonders sorgfältig supplementiert werden.
Kann man ein Pferd auch überversorgen?
Ja – und das ist ein genauso ernstzunehmendes Problem wie Mangelerscheinungen. Wer "auf gut Glück" verschiedene Mineralfutter kombiniert oder zusätzliche Einzelpräparate zufüttert, riskiert Überdosierungen, vor allem bei Selen, Kupfer oder Eisen.
Eine chronische Überversorgung kann zu Organschäden, Hufveränderungen, Vergiftungserscheinungen und Leistungsabfall führen. Auch das Verhältnis der einzelnen Mineralstoffe zueinander (z. B. Calcium zu Phosphor oder Zink zu Kupfer) ist entscheidend – eine einseitige Fütterung bringt das Gleichgewicht schnell durcheinander.
Viel hilft viel? Nicht beim Mineralfutter!
Gerade bei Mineralstoffen gilt: Die richtige Menge macht’s. Mehr ist nicht gleich besser – im Gegenteil: Eine zu hohe Dosierung kann schaden und im schlimmsten Fall das Gegenteil dessen bewirken, was eigentlich beabsichtigt war.
Statt blind auf hohe Dosierungen zu setzen, ist eine gezielte Fütterung nach Bedarf der bessere Weg. Besonders bei stoffwechselkranken, tragenden oder sportlich geforderten Pferden lohnt sich auch eine Heuanalyse und ggf. ein Blutbild zur genauen Anpassung der Mineralstoffversorgung.
Worauf Du beim Kauf von Mineralfutter achten solltest
Deklaration prüfen: Sind die Mengen und Formen der Inhaltsstoffe genau angegeben?
Kein unnötiges Eiweiß oder Zucker: Vorsicht bei melassierten Lecksteinen oder „bunten“ Müslis.
Verhältnis der Mineralstoffe: Ein gutes Futter berücksichtigt die antagonistischen Wirkungen (z. B. Zink/Kupfer).
Anpassung an das Pferd: Freizeitpferd, Sportpferd, Zuchtstute oder Senior – unterschiedliche Bedürfnisse!
Fazit: Mineralfutter ist kein Luxus, sondern eine Basisversorgung, die jedes Pferd benötigt – individuell abgestimmt, in gut verwertbarer Form und ohne unnötige Zusätze. Weniger ist manchmal mehr, und wer auf Qualität statt Quantität setzt, sorgt für ein gesundes, leistungsbereites und zufriedenes Pferd.