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Dressurausbildung: Mehr als Lektionen – eine Investition in Tragkraft, Gesundheit und Partnerschaft

Wenn Reiter das Wort „Dressur“ hören, denken viele an Turnierplätze, elegante Pferde in Piaffe und Passage oder an das „Pauken“ von Lektionen im Viereck. Doch die wahre Dressurausbildung hat einen viel tieferen Sinn: Sie ist ein systematischer Weg, um das Pferd gesünder, tragfähiger und sicherer zu machen – körperlich und mental.


Pferd in Selbsthaltung

Was ist Dressurausbildung wirklich?


Ursprünglich stammt der Begriff „Dressur“ vom französischen dresser – was so viel bedeutet wie „ausbilden“ oder „formen“, nicht etwa unterwerfen. Ziel der klassischen Dressurausbildung war (und ist) es, das Pferd so zu gymnastizieren, dass es den Reiter ohne Schaden tragen kann, sich locker und durchlässig bewegt und auch in schwierigen Situationen kontrollierbar und sicher bleibt.

Mit anderen Worten: Dressur ist Gesunderhaltung durch Bewegung – keine Zirkusvorstellung.


Tragfähigkeit statt Tricks: Der Körper im Fokus


Ein Pferd ist von Natur aus nicht dafür gebaut, einen Menschen auf dem Rücken zu tragen. Ohne entsprechende Vorbereitung entsteht langfristig Schaden – an Rücken, Gelenken und Psyche.


Durch die richtige Dressurausbildung:


  • lernt das Pferd, seinen Rumpf zu heben, anstatt unter dem Reitergewicht einzusinken

  • entwickelt es Bauch- und Rückenmuskulatur, die es befähigen, Last aufzunehmen

  • verbessert sich die Koordination, wodurch es sein Gleichgewicht auch mit Reiter findet

  • wird die Hinterhand aktiv, was die Vorhand entlastet und Bewegungsfluss ermöglicht


Diese Tragkraft ist die Grundlage für alle Lektionen – nicht das Ziel an sich.


Lektionen sind Mittel, nicht Selbstzweck


Viele sehen Dressurlektionen wie Schulterherein, Travers oder fliegende Galoppwechsel als Ziel – doch sie sind kein Selbstzweck. Richtig eingesetzt, dienen sie als Gymnastikübungen, um die Beweglichkeit, Koordination und Tragfähigkeit des Pferdes zu fördern.


Ein korrekt gerittenes Schulterherein etwa:

  • verbessert die Beweglichkeit der Hüftgelenke

  • fördert die Biegung und Balance

  • aktiviert die Hinterhand


Die Lektion ist also kein Show-Element, sondern ein Trainingswerkzeug, ähnlich wie bestimmte Übungen im Reha- oder Krafttraining beim Menschen.


Mentale Stärke & Sicherheit – auch im Gelände und Alltag


Ein dressurmäßig ausgebildetes Pferd ist nicht nur körperlich, sondern auch mental besser vorbereitet:


  • Es lernt, sich auf die Hilfen des Reiters zu verlassen

  • Es entwickelt Vertrauen, auch in neuen oder stressigen Situationen

  • Es bleibt kontrollierbar, ob im Gelände, auf dem Turnierplatz oder im Straßenverkehr


Dressur ist somit auch ein Beitrag zur Sicherheit – für Pferd und Reiter.


Moderne Missverständnisse: Wenn Dressur zur Dressur wird


Leider ist im heutigen Reitsport oft zu beobachten, dass Dressur zur reinen Leistungsschau verkommt. Es wird auf spektakuläre Bewegungen hingearbeitet, statt auf ein solides Fundament aus Losgelassenheit, Takt und Anlehnung.


Typische Folgen dieser Fehlentwicklung:


  • Pferde, die „hinter die Senkrechte“ gezogen werden

  • Bewegungen, die mehr Spannung als Gymnastik zeigen

  • Rücken, die fest statt schwingend sind

  • Psychen, die unter ständiger Anspannung leiden


Diese Art von „Dressur“ widerspricht dem ursprünglichen Ziel – und kann langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen.


Fazit: Dressurausbildung ist ein Geschenk an das Pferd - wenn man sie richtig versteht.

Die Dressurausbildung ist kein elitäres Konzept, kein Mittel zur Zurschaustellung und schon gar keine Bestrafung für Pferd oder Reiter. Sie ist ein Weg zu Harmonie, Gesundheit und Verständigung, der jedem Pferd – ob Freizeitpartner oder Turnieraspirant – zugutekommen kann.


Dressur bedeutet:

  • Gymnastik statt Drill

  • Kommunikation statt Kontrolle

  • Prävention statt Reparatur


Ein dressurmäßig gearbeitetes Pferd ist nicht nur schöner zu reiten – es bleibt länger gesund, leistungsfähig und zufrieden. Und genau das sollte das Ziel jeder Reitweise sein.


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