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Geländetraining – Warum es für jedes Pferd sinnvoll ist (nach Kurd Albrecht von Ziegner)

Aktualisiert: 23. Juni

Klettern über kleine Hügel, balancieren auf unebenem Boden, galoppieren über Wiesen, ruhig durch Wasser gehen – all das gehört zum Geländetraining. Für manche Reiter ist es „nur“ eine Abwechslung zum Reitplatz. Doch für den renommierten Ausbilder Kurd Albrecht von Ziegner war das Reiten im Gelände weit mehr: eine unverzichtbare Grundlage der Pferdeausbildung – körperlich wie mental.


Geländetraining

Wer war Kurd Albrecht von Ziegner?


Kurd Albrecht von Ziegner (1928–2014) war ein deutscher Offizier, Turnierreiter, Ausbilder und Autor. Als Oberst a.D. der Bundeswehr und langjähriger Leiter der Heeresreit- und Fahrschule in Hannover verband er klassisch-militärisches Reitwissen mit einem tiefen Verständnis für Pferdeausbildung. Sein bekanntestes Werk ist das Buch „The Elements of Dressage“, in dem er seine Philosophie einer pferdegerechten, durchdachten Ausbildung zusammenfasst. Er war auch maßgeblich beteiligt an der Entwicklung der „Richtlinien für Reiten und Fahren“ der FN.


Ziegner war Verfechter der klassischen Reitkunst – aber nie dogmatisch. Für ihn war das Pferd ein Partner, der gefördert, nicht dominiert werden sollte. Dabei spielte das Reiten im Gelände eine zentrale Rolle.


Geländetraining als unverzichtbare Ergänzung


Ziegner betrachtete das Gelände nicht als Luxus oder Abwechslung, sondern als unverzichtbaren Bestandteil der Ausbildung. Für ihn diente das Training draußen vor allem drei Zielen:


  1. Körperliche Schulung des Pferdes

    • Bergaufreiten stärkt die Hinterhand, verbessert die Tragkraft und fördert die natürliche Aufrichtung.

    • Bergabreiten schult Balance, Koordination und Aufmerksamkeit.

    • Unterschiedlicher Bodenbelag kräftigt Sehnen, Bänder und Gelenke – eine wichtige Prophylaxe gegen Lahmheiten.


  2. Mentale Stärkung

    • Pferde werden mutiger, selbstbewusster und lernen, neue Situationen ruhig zu meistern.

    • Das Reiten durch Wasser, über Baumstämme oder auf engen Pfaden fördert Vertrauen zwischen Pferd und Reiter.


  3. Erziehung und Durchlässigkeit

    • Das Pferd lernt, auf feine Hilfen zu hören – auch unter Ablenkung oder bei wechselndem Gelände.

    • Die Eigenverantwortung des Pferdes wird gefördert, ohne dass der Reiter ständig eingreifen muss.


Ziegner sprach vom Gelände als einem Ort, „wo Pferde wieder Pferde sein dürfen“ – und gerade dadurch ihre physische und psychische Ausbildung vertieft wird.


Warum das Gelände jede Reitweise bereichert


Egal ob Dressur-, Spring- oder Freizeitreiter: Das Gelände fördert Fähigkeiten, die sich auf jede Reitweise positiv auswirken. Ein Pferd, das draußen sicher, balanciert und mitdenkend läuft, wird auch in der Halle oder auf dem Platz geschmeidiger, gelassener und motivierter arbeiten.


Ziegner betonte: „Nur das vielseitig ausgebildete Pferd bleibt gesund, leistungsbereit und zufrieden.“ Für ihn war ein Pferd, das nur auf ebenem Boden und in bekannten Umgebungen trainiert wird, unausbalanciert – sowohl im Körper als auch im Geist.


Fazit


Kurd Albrecht von Ziegner hat wie kaum ein anderer Reiter und Ausbilder die Bedeutung des Geländetrainings betont. Für ihn war es kein Beiwerk, sondern die solide Grundlage einer verantwortungsvollen, ganzheitlichen Pferdeausbildung. Wer seinem Pferd Gesundheit, Motivation und mentale Stärke schenken will, sollte regelmäßig mit ihm ins Gelände gehen – nicht als Belohnung, sondern als sinnvolle, systematische Ergänzung zum Training.


Denn das Gelände schult, fordert – und verbindet. Ganz im Sinne Ziegners: „Die besten Lektionen entstehen nicht zwischen vier Begrenzungen, sondern dort, wo das Pferd seine Natur entfalten kann.“



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