top of page

Gutes Reiten = Aktiver Tierschutz

Der Pferdesport steht unter Druck – mehr denn je. In den letzten Jahren haben sich die Schlagzeilen rund um Pferde, die für sportliche Höchstleistungen leiden oder sogar sterben, gehäuft. Skandale im Dressursport, fragwürdige Trainingsmethoden im Westernreiten oder tragische Unfälle im Rennsport haben das Vertrauen der Öffentlichkeit erschüttert. Und diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen: Immer mehr Wissenschaftler, Tierschutzorganisationen und auch Teile der Gesellschaft stellen den Reitsport grundsätzlich infrage. Manche fordern sogar ein generelles Verbot.


zufriedenes Pferd

Der Ruf des Reitsports – schwer beschädigt


Ob blutige Flanken nach dem Einsatz von Sporen, Rollkur im Viereck, verbrauchte Rennpferde oder Turnierpferde mit massiven Lahmheiten: Die Liste an Negativbeispielen ist lang. Videos solcher Szenen verbreiten sich im Internet rasend schnell und prägen das Bild, das viele Menschen heute vom Reitsport haben. Für die breite Öffentlichkeit ist oft nicht erkennbar, was gutes Reiten ausmacht – sie sieht nur, was schiefläuft.


Was die Wissenschaft sagt

Forschungsergebnisse belegen inzwischen deutlich, was Pferde brauchen – und was ihnen schadet:


  • Chronischer Stress durch Zwangshaltungen, Überforderung oder unsachgemäße Ausrüstung beeinträchtigt nicht nur das Verhalten, sondern auch die Gesundheit von Pferden nachhaltig.

  • Fehlbelastungen durch unausbalancierten Reitersitz, unpassende Ausrüstung oder falsches Training führen zu orthopädischen Problemen.

  • Fehlende Sozialkontakte und mangelnde Bewegungsfreiheit im Haltungsalltag wirken sich negativ auf das Wohlbefinden aus.


Die Wissenschaft plädiert klar für eine artgerechte Haltung, pferdegerechtes Training und einen partnerschaftlichen Umgang mit dem Tier.


Zahlreiche renommierte Fachleute haben sich dazu öffentlich positioniert:


  • Prof. Dr. Uta König von Borstel (Universität Gießen) forscht seit Jahren zu Stressverhalten bei Pferden, zur Wirkung von Ausrüstung und zur Bewertung von Reitqualität aus Sicht des Tierschutzes.

  • Dr. med. vet. Gerd Heuschmann, Tierarzt und Autor, kritisiert seit Langem den Missbrauch von Rollkur und unnatürlichen Reitweisen in der klassischen Dressur. Er fordert ein Umdenken hin zu biomechanisch korrektem Reiten.

  • Prof. Dr. Konstanze Krüger (Hochschule Nürtingen-Geislingen) erforscht das Lernverhalten von Pferden, soziale Dynamiken in Gruppen und den Einfluss des Menschen auf das Verhalten der Tiere – mit klaren Empfehlungen für eine gewaltfreie, pferdegerechte Ausbildung.

  • Dr. med. vet. Robert Stodulka, international tätiger Tierarzt, legt in seinen Fachveröffentlichungen immer wieder den Fokus auf funktionale Anatomie und kritisiert Trainingsmethoden, die zu langfristigen gesundheitlichen Schäden führen.


Diese Stimmen sind keine Außenseiter – sie stehen exemplarisch für eine wachsende Bewegung innerhalb der Fachwelt, die den Pferdesport auffordert, seine ethischen Grundsätze neu zu definieren.


Warum gutes Reiten heute mehr denn je zählt


All das zeigt: Gutes, pferdefreundliches Reiten ist nicht mehr „nur“ eine Trainingsphilosophie oder persönlicher Anspruch – es ist zur Notwendigkeit geworden, wenn der Reitsport gesellschaftlich überleben will. Wer heute reitet, übernimmt Verantwortung: für das Wohlergehen des Pferdes, aber auch für das Image einer ganzen Branche.


Gutes Reiten bedeutet:


  • Gesunderhaltend zu arbeiten, also Training so zu gestalten, dass das Pferd lange gesund und leistungsfähig bleibt.

  • Verständlich und fair zu kommunizieren – mit feinen Hilfen, ohne Zwang oder Schmerz.

  • Individuell angepasst zu arbeiten – dem Alter, Gesundheitszustand, Temperament und Ausbildungsstand des Pferdes entsprechend.

  • Kritisch zu hinterfragen, was "Tradition" ist und was wirklich im Sinne des Pferdes geschieht.


Tierschutz ist die beste Öffentlichkeitsarbeit


Jedes Pferd, das freudig mitarbeitet, gesund bleibt und sich im Umgang gelassen und kooperativ zeigt, ist ein Aushängeschild für den Reitsport. Es beweist: Pferde können mit uns arbeiten, wenn wir sie richtig behandeln. Jedes positive Beispiel – ob im Reitunterricht, im Gelände oder auf dem Turnierplatz – ist ein Beitrag zu einer neuen Reitkultur. Einer Kultur, die sich nicht auf Medaillen fokussiert, sondern auf das Wohlergehen des Partners Pferd.


Fazit: Es liegt in unserer Hand


Der Reitsport hat eine Zukunft – wenn wir bereit sind, ihn zu verändern. Nicht durch kosmetische PR-Kampagnen oder Regelverschärfungen, sondern durch echte Haltungs- und Bewusstseinsveränderung. Gutes Reiten ist der beste Tierschutz – und gleichzeitig die glaubwürdigste Werbung für den Umgang mit dem Pferd.


Wer reitet, prägt das Bild des Reitsports in der Öffentlichkeit. Ob positiv oder negativ – das entscheiden wir mit jedem Ritt. Wir vermitteln Euch, was hierzu wichtig ist.


bottom of page