Was brauchen Pferde zum Glücklichsein?
- sabinelagies
- 20. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Pferde begleiten den Menschen seit Jahrtausenden. Doch auch wenn sie längst nicht mehr in freier Wildbahn leben, sind ihre Grundbedürfnisse weitgehend dieselben geblieben. Um ein glückliches, gesundes Leben zu führen, brauchen Pferde Bedingungen, die ihren natürlichen Verhaltensweisen gerecht werden. Dazu zählen ihre Eigenschaften als Herdentiere, Lauf- und Fluchttiere, Dauerfresser und Klimawiderständler.

Was bedeutet das konkret für die Pferdehaltung?
1. Sozialkontakt: Pferde sind Herdentiere
Pferde sind von Natur aus soziale Wesen. In freier Wildbahn leben sie in festen Herdenverbänden, in denen sie über Körpersprache kommunizieren, sich gegenseitig putzen und Schutz finden. Isolation oder Einzelhaltung kann zu schweren Verhaltensstörungen führen – von Apathie über Aggressivität bis hin zu dauerhafter Nervosität.
Was Pferde brauchen:
Artgerechte Gruppenhaltung mit stabilen Sozialkontakten
Ausreichend Platz zum Interagieren, Ausweichen und Ruhen
Verständnis für ihre Rangordnungen und Konfliktvermeidung durch gute Managementstrategien
2. Bewegungsfreiheit: Pferde sind Lauftiere
Pferde sind auf Bewegung ausgelegt. In freier Natur legen sie täglich viele Kilometer im Schritt zurück – auf der Suche nach Futter und Wasser oder zur Erkundung ihrer Umgebung. Eingesperrt in einer Box mit begrenztem Auslauf verkümmern nicht nur Muskeln und Gelenke, sondern auch Geist und Seele.
Was Pferde brauchen:
Täglichen, idealerweise ganztägigen Freigang auf Weiden oder in Paddocks
Offenstallhaltung oder Aktivställe, die zu Bewegung animieren
Geländeausritte und abwechslungsreiches Training statt monotone Arbeit in der Halle
3. Sicherheit und Rückzug: Pferde sind Fluchttiere
Als Fluchttiere reagieren Pferde schnell und empfindlich auf Reize. Sie brauchen klare Strukturen, Vertrauen zu ihrem Menschen und eine Umgebung, in der sie sich sicher fühlen. Unruhe, ständige Veränderungen oder fehlender Rückzugsraum können zu chronischem Stress führen.
Was Pferde brauchen:
Einen ruhigen, strukturierten Alltag ohne ständige Überreizung
Vertrauensvolle Beziehungen zu Menschen, die ihre Körpersprache verstehen
Orte, an denen sie schlafen, ruhen und sich sicher fühlen können
4. Fütterung nach dem natürlichen Rhythmus: Pferde sind Dauerfresser
Der Verdauungstrakt eines Pferdes ist auf eine kontinuierliche Aufnahme von rohfaserreichem Futter ausgelegt. Längere Fresspausen führen zu Magenproblemen, Stress und Langeweile. Auch plötzliche Futterumstellungen oder zu energiereiches Futter können krank machen.
Was Pferde brauchen:
Rund um die Uhr Zugang zu hochwertigem Raufutter (z. B. Heu)
Mehrere kleine Mahlzeiten verteilt über den Tag
Eine Fütterung, die dem tatsächlichen Energiebedarf angepasst ist
Frisches Wasser jederzeit verfügbar
5. Robustheit fördern: Pferde sind Klimawiderständler
Pferde sind erstaunlich anpassungsfähig und können mit Wind, Regen und Kälte gut umgehen – wenn sie sich ausreichend bewegen können und Schutz vor extremen Witterungen haben. Eine zu „verhätschelte“ Haltung mit ständiger Eindeckung und wenig Frischluft schwächt dagegen das Immunsystem.
Was Pferde brauchen:
Täglichen Aufenthalt im Freien, bei fast jedem Wetter
Zugang zu Unterständen oder natürlichen Wind- und Wetterschutzmöglichkeiten
Artgerechtes Management der Fellpflege und gegebenenfalls gezielte Eindeckung, aber nicht pauschal
Bewegung auch im Winter – statt Boxenruhe und Deckenüberladung
Fazit: Glückliche Pferde – glückliche Menschen
Wer seinem Pferd ein artgerechtes Leben ermöglicht, wird mit einem ausgeglichenen, gesunden und leistungsbereiten Partner belohnt. Die wichtigsten Bausteine dafür sind Sozialkontakt, Bewegungsfreiheit, Sicherheit, natürliche Fütterung und ein Leben an der frischen Luft. All das basiert auf dem Verständnis für das Wesen des Pferdes – nicht als Sportgerät, sondern als lebendiges, fühlendes Herdentier.


