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Welches Pferd für welchen Zweck?

Warum die Wahl des richtigen Pferdes entscheidend ist


Die Entscheidung, ein eigenes Pferd zu kaufen, ist ein großer Schritt. Neben der nötigen Erfahrung, Zeit und finanziellen Mittel sollte vor allem eines gut überlegt sein: Welcher Pferdetyp passt zu meinem Ziel? Pferde sind so vielfältig wie ihre Einsatzbereiche – vom gemütlichen Freizeitpartner bis zum athletischen Sportpferd. Die Wahl des falschen Typs kann langfristig zu Frust, Überforderung oder gar gesundheitlichen Problemen für Pferd und Reiter führen.


galoppierende Kaltblüter

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Pferdetypen, ihre Einsatzgebiete, typischen Rassen sowie die Anforderungen an Haltung, Fütterung und Eignung als Gewichtsträger.


1. Das Sportpferd – Athlet mit Leistungswillen


Einsatzgebiet:

Springreiten, Dressur, Vielseitigkeit, Turniersport allgemein


Typische Rassen:

  • Hannoveraner

  • Oldenburger

  • Holsteiner

  • Trakehner

  • Deutsches Reitpony


Merkmale:

Sportpferde sind großrahmig, mit ausdrucksstarken Bewegungen, klarer Linienführung, gut bemuskelter Hinterhand und viel „Go“. Sie sind sensibel, lernwillig und leistungsbereit – brauchen aber auch einen erfahrenen Reiter.


Haltung & Fütterung:

Sie benötigen hochwertige, energiereiche Fütterung (Kraftfutter, Mineralstoffe) und viel Bewegung – idealerweise täglicher Weidegang und Trainingsplan. Haltung sollte gelenkschonend und abwechslungsreich sein.

Gewichtsträger:

Begrenzt. Große Sportpferde wirken kräftig, haben aber oft feines Fundament – ein zu hohes Reitergewicht kann zu Problemen führen.


2. Das Barockpferd – Eleganz aus alten Zeiten


Einsatzgebiet:

Klassische Dressur, Show, Freizeitreiten, Working Equitation


Typische Rassen:

  • Friese

  • Lusitano

  • Andalusier (PRE)

  • Lipizzaner


Merkmale:

Barockpferde haben eine kompakte Statur, hohe Aufrichtung, muskulösen Hals und eine majestätische Ausstrahlung. Sie bewegen sich stolz, mit hoher Knieaktion und viel Takt.


Haltung & Fütterung:

Robuste Typen, benötigen aber sorgfältige Fütterung, da sie zur Verfettung neigen. Heu statt Kraftfutter, mit Augenmerk auf Mineralien. Ausreichend Bewegung ist Pflicht.


Gewichtsträger:

Sehr gut. Kompakte Statur, kräftiger Rücken und stabiler Knochenbau machen sie zu soliden Trägern.


3. Das Distanzpferd – Der Marathonläufer


Einsatzgebiet:

Distanzritte, lange Ausritte, Wanderreiten


Typische Rassen:

  • Araber (Voll- und Shagya-Araber)

  • Anglo-Araber

  • Berber


Merkmale:

Leicht gebaut, sehr ausdauernd, zäh, mit trockenem Fundament und effizientem Bewegungsablauf. Ihre Stärke liegt in der Langstrecke, nicht in spektakulären Gängen.


Haltung & Fütterung:

Widerstandsfähig und genügsam. Futter muss auf Energieverbrauch abgestimmt sein – viele Ballaststoffe, moderate Kraftfuttermenge. Haltung möglichst mit viel Bewegung.


Gewichtsträger:

Eingeschränkt. Eher für leichte bis mittelschwere Reiter geeignet.


4. Das Gangpferd – Mehr als Schritt, Trab, Galopp


Einsatzgebiet:

Freizeitreiten, Shows, Tölt- oder Pass-Wettbewerbe


Typische Rassen:

  • Islandpferd

  • Tennessee Walking Horse

  • Paso Peruano

  • Mangalarga Marchador


Merkmale:

Beherrschen zusätzliche Gänge wie Tölt oder Pass. Gangpferde bieten besonderen Reitkomfort – sie "schweben" beinahe. Meist kompakt gebaut, mit lockeren, elastischen Bewegungen.


Haltung & Fütterung:

Robuste Pferde, oft aus kargen Regionen – Heu statt energiereiches Kraftfutter. Achtung bei Weidegang: Rehegefahr! Viel Auslauf ist wichtig, auch zur Gangstabilität.


Gewichtsträger:

Islandpferde gelten als gute Gewichtsträger trotz kleiner Größe – das gilt jedoch nur für Reiter bis ca. 80 kg. Andere Gangpferde unterscheiden sich stark je nach Statur.


5. Das Westernpferd – Agilität auf vier Hufen


Einsatzgebiet:

Westernreiten (Reining, Trail, Cutting, Ranch Riding), Horsemanship


Typische Rassen:

  • Quarter Horse

  • Paint Horse

  • Appaloosa


Merkmale:

Kompakt, muskulös, tiefer Körperschwerpunkt, reaktionsschnell. Ideal für kurze, präzise Bewegungen und Wendigkeit. Der „Will to Please“ ist ausgeprägt.


Haltung & Fütterung:

Oft leichtfuttrig – bei zu viel Kraftfutter schnell übergewichtig. Weide mit Bedacht, ausreichend Bewegung, viel mentale Auslastung nötig.

Gewichtsträger:

Gute Gewichtsträger – vor allem die Foundation-Linien. Dennoch: auch hier gilt das Reiter-Pferd-Verhältnis beachten.


6. Das Freizeitpferd / Allrounder – Der zuverlässige Partner


Einsatzgebiet:

Ausreiten, Bodenarbeit, kleinere Turniere, Reitbeteiligungen


Typische Rassen:

  • Haflinger

  • Norweger (Fjordpferd)

  • Tinker

  • Kaltblut-Mixe

  • Quarter-Mix

  • Englische Ponyrassen wie Dartmoor oder Connemara


Merkmale:


Ausgeglichen, robust, verlässlich. Kein Spezialist, sondern vielseitig einsetzbar. Meist mit solidem Körperbau und freundlichem Charakter.

Haltung & Fütterung:

Robusthaltung mit viel Weidegang, Heu und Mineralien reicht oft aus. Auf Gewicht achten – viele neigen zu Übergewicht.


Gewichtsträger:

Sehr gut – viele dieser Pferde haben stabilen Körperbau, tragfähigen Rücken und ruhiges Temperament.


Fazit: Die richtige Wahl ist entscheidend


Bevor du ein Pferd kaufst, überlege genau:

  • Was willst du mit dem Pferd tun?

  • Wie oft und intensiv wirst du reiten?

  • Wie viel Erfahrung bringst du mit?

  • Wie viel Zeit, Platz und Geld steht dir zur Verfügung?


Ein Sportpferd in Freizeitnutzer-Hand ist oft unterfordert, ein gemütlicher Haflinger als Turnierkandidat womöglich überfordert. Auch Gewicht, Reitstil und Ausbildungsziel sollten in die Entscheidung einfließen. Am besten sprichst du mit einem erfahrenen Trainer oder Züchter und lässt dich bei der Auswahl beraten.


Tipp zum Schluss:


Manche Pferdetypen sehen „mächtig“ aus, sind es aber nicht – und umgekehrt. Deshalb: Nicht nach Optik kaufen, sondern nach Eignung und Gefühl. Dein zukünftiges Pferd soll zu dir passen – und du zu ihm.



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