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Wie lernen Kinder reiten?

Reiten lernen mit Kopf, Herz und Körper – kindgerecht und nachhaltig


Reiten ist viel mehr als das Beherrschen von Bewegungsabläufen – besonders für Kinder. Wer Kindern das Reiten beibringen möchte, muss verstehen, wie Kinder lernen: anders als Erwachsene, ganzheitlich und stark geprägt durch Emotion, Bewegung und soziale Erfahrung.


Dieser Artikel beleuchtet, was kindgerechter Reitunterricht ausmacht – und warum gutes Kinderreiten mehr ist als „Ponys im Kreis führen“.


fröhliche Kinder mit Ponies

Kinder lernen anders als Erwachsene


Kinder lernen nicht in erster Linie über Erklärung – sondern über Erfahrung, Nachahmung und Wiederholung. Sie denken weniger abstrakt, sondern begreifen mit allen Sinnen. Darum braucht kindgerechter Reitunterricht:


  • viele praktische Übungsmöglichkeiten

  • klare, einfache Anweisungen

  • spielerische Herangehensweise

  • Raum für Neugier, Fehler und eigene Entdeckungen


Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – und sollten auch nicht wie solche unterrichtet werden.

Motorisches Lernen: Reiten ist Bewegungsschule


Das Reiten fördert bei Kindern die Grundmotorik, also Gleichgewicht, Koordination, Körperspannung und Rhythmusgefühl. Kinder im Alter zwischen 4 und 10 befinden sich in einer sensiblen Phase der motorischen Entwicklung – Reiten kann diese Phase optimal unterstützen, wenn:


  • das Pony dem Kind angepasst ist (Größe, Temperament)

  • genug Zeit für Sitzschulung und Spiele ohne Sattel gegeben wird

  • das Tempo des Unterrichts dem Entwicklungsstand des Kindes entspricht

  • der Fokus nicht auf "Leistung", sondern auf Bewegungserfahrung liegt


Ponyspiele, gegenseitiges Führen, Hindernisse in der Bahn sind hier wertvolle Mittel.


Kognitives Lernen: Weniger Worte, mehr Bilder


Kinder verstehen komplexe Zusammenhänge nicht über lange Erklärungen, sondern über Bilder, Geschichten und Vergleiche. Wer Kinder erreichen will, braucht Fantasie:


  • „Sitz wie ein König auf dem Thron“

  • „Die Hände wie eine Schale Wasser“

  • „Die Beine sind wie eine Umarmung für das Pony“


Solche sprachlichen Bilder helfen Kindern, Bewegungen zu speichern und zu verinnerlichen – oft weit besser als technische Fachbegriffe.


Emotionales Lernen: Beziehung geht vor Technik


Für Kinder ist Reiten kein Sportgerätetraining – es ist Beziehungspflege mit einem lebendigen Tier. Sie entwickeln Bindungen zu „ihrem“ Pony und brauchen Sicherheit, Vertrauen und Zuneigung.


Deshalb ist es wichtig, dass:

  • sie Zeit vor und nach dem Reiten mit dem Pony verbringen dürfen (putzen, füttern, führen)

  • sie immer das gleiche Pony haben

  • sie von verständnisvollen Reitlehrern begleitet werden

  • sie nicht durch Druck oder Versagenserlebnisse verunsichert werden


Ein Kind, das sich angenommen fühlt, lernt motivierter, mutiger und nachhaltiger.


Soziales Lernen: In der Gruppe wachsen


Kinder lernen nicht nur vom Lehrer – sondern voneinander. Feste Gruppen, in denen Kinder regelmäßig mit denselben Reitkameraden zusammen sind, fördern:


  • gegenseitiges Helfen und Erklären

  • soziale Verantwortung (z. B. Pony halten, Sattel helfen)

  • Einfühlungsvermögen

  • das Gefühl von Zugehörigkeit und Struktur


Ein guter Kinderreitunterricht bietet deshalb mehr als nur Einzelförderung – er ist auch ein soziales Erfahrungsfeld.


Fazit: Kinderreitunterricht ist ganzheitliche Bildung


Kindgerechtes Reiten ist mehr als „satteln, aufsteigen, losreiten“. Es ist ein pädagogischer Prozess, der Motorik, Kopf, Herz und Gemeinschaft verbindet. Kinder lernen nicht nur, wie man trabt oder lenkt – sie lernen:


  • Verantwortung zu übernehmen

  • sich auf andere Lebewesen einzulassen

  • ihrem Körper zu vertrauen

  • und Teil einer Gruppe zu sein


Wer Kindern Reiten beibringt, hat die Chance, nicht nur Reiter, sondern Persönlichkeiten zu formen.


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