Wie Reiten die Hufe verändert – und was du daran erkennen kannst
- sabinelagies
- 24. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Die meisten Pferdebesitzer beobachten die Hufe ihres Pferdes genau – schließlich heißt es nicht umsonst: „Ohne Huf kein Pferd.“ Doch was viele unterschätzen: Auch das Reiten hat direkten Einfluss auf die Hufform. Selbst wenn Haltung und Hufbearbeiter gleich bleiben, kann sich der Huf plötzlich verändern – weil sich die Belastung durch das Reiten verändert hat.
In diesem Artikel erfährst du:
Warum der Huf auf Belastung reagiert,
Wie sich einseitige Belastungen durch falsches Reiten am Huf zeigen können,
Welche Veränderungen typisch sind,
Und worauf du als Reiter achten solltest.

Der Huf – Spiegel der Bewegung
Der Huf ist kein starres Gebilde. Er ist ein lebendiger, elastischer Teil des Bewegungsapparats, der sich ständig anpasst – an den Untergrund, die Haltung, die Bewegung und eben auch: an die Reitweise.
Wird ein Pferd regelmäßig geritten, beeinflusst das seine:
Lastverteilung,
Bewegungsrichtung,
Drehmomente im Schritt, Trab und Galopp,
und vor allem: seine Körperbalance.
Das alles verändert die Art, wie der Huf aufsetzt, abrollt, sich abnutzt und wächst.
Beispiel 1: Das schiefe Pferd auf gebogener Linie
Ein klassischer Fall:
Das Pferd ist schief (wie fast alle Pferde),
Es wird regelmäßig in der Bahn geritten, ohne systematische Geraderichtung,
Gebogene Linien dominieren den Trainingsalltag,
Der Reiter sitzt vielleicht nicht ganz mittig oder gibt unbewusste Schiefe weiter.
📍 Folge:
Das innere Vorderbein (meist die „Lieblingsschulter“) wird überlastet,
Das äußere Hinterbein schiebt mehr, das andere tritt aus der Last,
Die Hufe zeigen asymmetrische Abnutzungsmuster:
Ein Huf wird flacher und breiter,
Der andere steiler und enger.
Die Wand wird auf einer Seite länger,
Die Trachten unterschiedlich hoch,
Die Zehe beginnt sich schräg abzulaufen oder zu verdrehen.
📍 Erkennbar: Ein deutliches „Kippen“ oder Rotieren der Hufkapsel – oft in die entgegengesetzte Richtung zur Schiefe des Rückens.
📌 Pferd ist hohl rechts – Rücken kippt nach rechts
Der Rumpf hängt leicht nach rechts innen,
Das Pferd fällt auf die rechte Schulter,
Die linke Hinterhand schiebt mehr,
Das rechte Hinterbein tritt weniger unter, weicht evtl. leicht nach außen.
Hufbild:
Rechter Vorderhuf: stärker belastet → flacher, breiter, manchmal außen „auseinanderlaufend“.
Linker Vorderhuf: weniger belastet → enger, steiler.
Aber: Die Hufkapsel des rechten Vorderhufs dreht sich oft leicht nach links – entgegengesetzt zur Rumpfdrehung, weil das Pferd versucht, das Körpergewicht zu stabilisieren.
So kommt es dazu, dass die Hufkapsel gegen die Schiefe des Rückens "reagiert" – oft durch eine Rotationsverformung in die entgegengesetzte Richtung.
💡 Merksatz:
Der Huf zeigt nicht einfach, wohin das Pferd schief ist, sondern wie es versucht, die Schiefe auszugleichen – und das kann sich in einer entgegengesetzten Rotationsrichtung ausdrücken.
Beispiel 2: Vorderlastigkeit durch Reiten in Aufrichtung ohne Tragkraft
Ein weiteres häufiges Bild:
Das Pferd wird mit viel Versammlung oder "Rahmen" geritten,
Aber ohne tragende Hinterhand – es läuft auf der Vorhand,
Das Reiten erfolgt mehr „von vorne nach hinten“ statt umgekehrt.
📍 Folge:
Starke Belastung auf den Vorderhufen,
Flache Zehen, abgescheuerte Trachten,
Hufmechanismus reduziert, ggf. beginnende Hufrolle-Probleme,
Hinterhufe dagegen zu steil und eng (weil sie weniger tragen).
Beispiel 3: Einseitiges Belasten durch fehlerhafte Hilfengebung
Selbst kleine Fehler im Sitz oder in der Zügelführung können sich massiv auswirken, z. B.:
Reiter gibt im Rechtsgalopp zu wenig Stellung,
Pferd läuft auf zwei Hufschlägen, kippt über die linke Schulter,
Rechte Hinterhand schiebt, linke entzieht sich.
📍 Folge am Huf:
Vorderhufe „drehen“ leicht schräg,
Hornabrieb auf der Außenseite des überlasteten Hufs,
Trachtenunterschiede,
Mögliche Hufgelenksrotation, wenn es über Monate nicht korrigiert wird.
Beispiel 4: Plötzlich mehr Gelände – aber ohne angepasste Reittechnik
Das Pferd wird plötzlich öfter im Gelände geritten – aber mit langen Zügeln, viel bergab, ohne tragende Hinterhand:
📍 Folge:
Zehenabrieb vorne,
Flache, gespreizte Vorderhufe,
Häufig auch Risse oder Ausbrüche an der Zehe,
Bei untrainierter Hinterhand: Stolpern und Trachtenabrieb hinten.
Was du als Reiter*in tun kannst
Achte auf Veränderungen an den Hufen – nicht nur auf Risse und Ausbrüche, sondern auf Form, Gleichmäßigkeit und Symmetrie.
Lass dein Pferd regelmäßig von einem pferdegerechten Hufbearbeiter beurteilen – im Stand und in der Bewegung.
Reflektiere dein Reiten: Läuft dein Pferd in Balance? Geradegerichtet? Oder gibt es "Lieblingsseiten"?
Mach regelmäßig Fotos von allen vier Hufen – das macht Veränderungen sichtbar.
Kombiniere Training und Hufbearbeitung – beides gehört zusammen.
Fazit: Hufe lügen nicht
Wenn sich Hufe verändern, lohnt es sich, genau hinzuschauen – nicht nur auf den Huf, sondern auf das gesamte Training. Denn:
Der Huf zeigt, wie das Pferd sich bewegt – und wie es belastet wird.
Reiten ist ein Eingriff in das Gleichgewicht des Pferdes. Wenn es nicht korrekt ausbalanciert wird, sieht man das früher oder später an den Hufen.
Tipp zum Schluss:Wenn du merkst, dass sich die Hufe deines Pferdes verändern, obwohl Haltung und Bearbeitung gleich geblieben sind:
👉 Dann lohnt sich ein Blick auf euer Training. Vielleicht ist der Huf dein ehrlichster Trainingspartner.


