Wo kaufe ich ein Pferd?
- sabinelagies
- 21. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Warum Wissen, Erfahrung und kühler Kopf beim Pferdekauf entscheidend sind.
Der Wunsch nach einem eigenen Pferd ist für viele Reiterinnen und Reiter ein Lebenstraum. Doch dieser Traum kann schnell zum Albtraum werden, wenn man unvorbereitet oder zu emotional an den Pferdekauf herangeht. Denn: Ein Pferdekauf ist nicht nur eine Herzens-, sondern vor allem eine Verstandesentscheidung.

Pferdekauf ist Vertrauenssache – aber auch Fachsache
Der Pferdemarkt ist unübersichtlich – und nicht selten voller Fallstricke. Ein passender Vergleich ist der Autokauf: Auch hier wird das „Produkt“ oft besser dargestellt, als es ist. Und wie beim Gebrauchtwagen gilt: Wer wenig Erfahrung hat, läuft Gefahr, viel Geld für viele Probleme auszugeben.
Wo kann man ein Pferd kaufen – und worauf muss man achten?
1. Beim Händler – schnell, bequem, aber mit Vorsicht
Vorteile:
Große Auswahl
Oft professionelle Verkaufsbedingungen
Möglichkeit zur Rückgabe (scheinbarer Vorteil)
Nachteile:
Händler leben vom schnellen Weiterverkauf
Pferde werden günstig eingekauft – oft mit unbekannter oder problematischer Vorgeschichte
Verkaufsbeschreibungen sind meist stark beschönigt
Rückgaberecht bedeutet Stress fürs Pferd und für den Käufer: Jedes Hin und Her sorgt für Unsicherheit und Vertrauensverlust
👉 Fazit: Nur für sehr erfahrene Käufer, die wissen, worauf sie achten müssen.
2. Von privat – emotional, aber nicht immer transparent
Vorteile:
Günstiger als beim Händler
Manchmal gute Pferde durch veränderte Lebensumstände der Besitzer
Nachteile:
Oft werden Pferde verkauft, weil sie Probleme machen oder gesundheitliche Einschränkungen haben
Emotionale Bindung erschwert objektive Einschätzungen
Keine Gewährleistung oder professionelle Übergabe
👉 Fazit: Hier ist Fingerspitzengefühl und Sachverstand gefragt. Ein guter Eindruck reicht nicht – es braucht Fakten.
3. Beim Züchter – jung, unverdorben, aber roh
Vorteile:
Pferde wachsen unter kontrollierten Bedingungen auf
Ausbildung ist meist noch nicht (oder nur sanft) begonnen
Keine „Altlasten“ durch schlechte Erfahrungen
Nachteile:
Pferde sind meist roh oder erst angeritten – nichts für Anfänger
Ausbildung muss komplett selbst übernommen oder in Auftrag gegeben werden
Teurer als vermeintlich „fertige“ Pferde von privat
👉 Fazit: Ideal für erfahrene Reiter mit langfristigem Plan oder mit professioneller Unterstützung.
4. Billige Pferde – ein trügerisches Schnäppchen
Ein Pferd, das günstig zu haben ist, hat immer einen Haken:
Schlechte oder keine Ausbildung
Gesundheitliche Probleme
Schlechte Haltung oder schlechte Erfahrungen
Problemverhalten oder mangelnde Sozialisierung
👉 Fazit: Wer billig kauft, zahlt oft doppelt – in Form von Tierarztkosten, Trainingsstunden oder Nerven.
5. Kaufen im Schulbetrieb – bekannt, aber nicht immer geeignet
Vorteile:
Man kennt das Pferd bereits aus dem Reitunterricht
Es besteht oft eine emotionale Bindung
Charakter, Verhalten und Eigenheiten des Pferdes sind bekannt
Nachteile:
Schulpferde sind häufig nicht korrekt ausgebildet
Sie werden meist nur von Anfängern geritten, was zu unklaren Hilfen und schlechten Angewohnheiten führt
Oft sind sie körperlich und mental ausgelastet oder zeigen Verschleißerscheinungen
Der Schulbetrieb trennt sich in der Regel nicht ohne Grund von einem Pferd (Alter, Gesundheit, Arbeitsunwilligkeit)
👉 Fazit: Auch wenn das Herz „Ja“ ruft – prüfe ganz sachlich, ob dieses Pferd deinem Ausbildungsziel entspricht und ob du bereit bist, viel Geduld und ggf. Korrekturarbeit zu investieren.
Achtung bei „Wanderpokalen“
Pferde, die bereits durch viele Hände gegangen sind, haben oft psychische Belastungen oder Verhaltensauffälligkeiten. Auch wenn man Mitleid hat: Mitleid ist kein guter Kaufberater. Ein Pferd mit schlechter Vergangenheit kann zu einem tollen Partner werden – aber nur mit Geduld, Know-how und klarer Strategie. Das ist nichts für Anfänger.
Du bist Anfänger oder unsicher? Dann gilt:
Niemals alleine kaufen.Nimm immer eine erfahrene Person mit – z. B. deinen Reitlehrer, Trainer oder Pferdebesitzer, dem du vertraust. Diese Person sieht Dinge, die du übersehen würdest, und kann auch zwischen den Zeilen lesen.
Wichtig: Lass dich nicht von großen Augen und hübscher Mähne verführen. Pferdekauf ist keine Herzensentscheidung – zumindest nicht ausschließlich.
Rückgaberecht – kein Vorteil, sondern Alarmzeichen
Viele sehen es als Pluspunkt, wenn ein Pferd mit Rückgaberecht verkauft wird. Doch das ist ein Trugschluss:
Rückgabe bedeutet: Das Pferd wird erneut entwurzelt
Wiederholte Besitzerwechsel sorgen für Stress und Vertrauensprobleme
Die „Reparatur“ dieser seelischen Schäden bleibt am nächsten Besitzer hängen – also an dir
👉 Fazit: Ein Rückgaberecht schützt dich nicht vor Fehlentscheidungen – es erschwert sie nur emotional, für Dich und das Pferd.
Fazit: Der kluge Pferdekauf beginnt mit Selbstreflexion
Stelle dir vor dem Kauf diese Fragen:
Wie gut ist mein eigener Ausbildungsstand?
Kann ich ein junges oder schwieriges Pferd wirklich fördern?
Habe ich die nötige Zeit, Geduld und das Budget?
Kenne ich jemanden, der mir fachlich beim Kauf helfen kann?
Tipp: Ein ehrlicher Check deiner eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten ist der wichtigste Schritt zum passenden Pferd. Wer sich übernimmt, tut weder sich noch dem Tier einen Gefallen.
Ein gutes Pferd passt zu dir – und nicht nur in deinen Traum.


