Braucht man für’s Pferdetraining einen Plan?
- sabinelagies
- 21. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Juni
Klare Antwort: Ja. Und zwar nicht nur „irgendeinen“ Plan, sondern einen durchdachten, strukturierten und auf das individuelle Pferd abgestimmten Trainingsplan. Denn wie beim menschlichen Sport gilt auch beim Pferdetraining: Wer ohne Plan trainiert, riskiert Stagnation, Überlastung oder sogar Verletzungen. In diesem Artikel beleuchten wir, warum ein Trainingsplan für dein Pferd essenziell ist – und wie ein sinnvoller Plan aussehen kann.

Warum ein Trainingsplan so wichtig ist
Ein guter Trainingsplan verfolgt ein Ziel: die gesunde Entwicklung und Erhaltung des Pferdekörpers und -geistes. Ohne klare Struktur kommt es häufig zu planlosem „Herumreiten“, das weder systematisch Muskeln aufbaut, noch die Beweglichkeit, Ausdauer oder Koordination verbessert.
Pferde brauchen – genau wie Menschen – gezielte Trainingsreize, um fitter, kräftiger und gesünder zu werden. Aber diese Reize müssen dosiert, durchdacht und regelmäßig erfolgen.
1. Gezielter Muskelaufbau
Ein Trainingsplan hilft Dir, bestimmte Muskelgruppen gezielt anzusprechen. Rücken, Bauch, Hinterhand, Schulter – je nach Trainingsziel müssen unterschiedliche Partien gestärkt werden. Das geht nicht über Nacht:
Erste messbare Effekte im Muskelaufbau zeigen sich meist nach 6–8 Wochen.
Dauerhafte strukturelle Veränderungen benötigen sogar 3–6 Monate oder länger – je nach Ausgangszustand und Trainingsintensität.
Ohne Plan trainierst Du möglicherweise immer die gleichen Muskeln – oder vergisst entscheidende Partien, was zu Dysbalancen und später zu Problemen führen kann (z.B. Trageerschöpfung, Blockaden, Lahmheiten).
2. Stärkung von Sehnen, Bändern und Gelenken
Diese Strukturen passen sich viel langsamer an Belastungen an als Muskeln.
Sehnen und Bänder benötigen oft mehrere Monate, um stärker und belastbarer zu werden.
Wird das Pferd zu schnell gesteigert, kann es zu schmerzhaften Überlastungen kommen.
Ein Plan ermöglicht ein kontrolliertes Steigern der Belastung, angepasst an die Entwicklung der passiven Strukturen.
Was passiert ohne Plan?
Ohne klare Struktur kann Pferdetraining leicht in zwei Extreme kippen:
Überforderung
Wird das Training zu schnell gesteigert oder fehlen ausreichend Regenerationszeiten, kann das Pferd:
mental und körperlich überlastet werden,
in Abwehrverhalten kippen,
sich verletzen.
Besonders bei jungen oder untrainierten Pferden ist ein behutsamer, aber kontinuierlicher Aufbau essenziell.
Stagnation oder Rückschritte
Findet keine klare Entwicklung statt – also keine Steigerung von Tempo, Dauer, Intensität oder Aufgabenstellung – bleibt der Trainingseffekt aus.Das Pferd verbessert sich nicht, wird womöglich sogar steifer, lustlos oder verliert an Muskulatur.
Abwechslung ist kein Luxus – sondern Pflicht
Ein guter Trainingsplan enthält:
verschiedene Reize (z.B. Dressur, Bodenarbeit, Cavaletti, Ausreiten),
unterschiedliche Bewegungsmuster, die die Koordination fördern,
mentale Reize, die das Pferd geistig wach und motiviert halten.
Nur durch Abwechslung kann ein Pferd ganzheitlich trainiert werden. Monotones Reiten im Kreis oder ständiges Wiederholen derselben Lektionen ermüdet nicht nur die Muskeln – sondern auch den Kopf.
Regenerationspausen: Der unterschätzte Trainingsbaustein
Leistung entsteht nicht im Training – sondern in der Pause danach. Das nennt sich Superkompensation: Nach einem Trainingsreiz regeneriert der Körper auf ein höheres Leistungsniveau. Ohne Pause = kein Aufbau.
Was heißt das konkret?
Nach intensiven Einheiten sollten 1–2 Tage Pause oder lockeres Training folgen.
Auch mentale Pausen (Spaziergänge, Weidetage, Longieren ohne Anspruch) gehören dazu.
Trainingsfreie Tage fördern Erholung, Motivation und langfristige Gesundheit.
Fazit: Mit Plan reitest Du besser
Ein strukturierter Trainingsplan hilft Dir:
dein Pferd gesund und nachhaltig zu fördern,
Verletzungen zu vermeiden,
Fortschritte messbar zu machen,
das Training abwechslungsreich und sinnvoll zu gestalten,
Spaß und Motivation bei beiden – Reiter und Pferd – zu erhalten.
Trainieren ohne Plan ist wie Segeln ohne Kompass. Du kannst Glück haben – oder stranden. Ein Plan ist kein starres Korsett, sondern ein roter Faden, an dem Du dich orientieren kannst – und solltest.
Beispiel: Trainingsplan für ein Freizeitpferd (Bewegung: 5x pro Woche)
Der Plan richtet sich an ein mäßig trainiertes, gesundes Pferd, das 3–6 Mal pro Woche bewegt wird – ideal für Freizeitreiter*innen, die keine Turnierambitionen haben, aber trotzdem Wert auf gutes, durchdachtes Training legen.
Ergänzende Hinweise
Variiere regelmäßig!
Wechsle die Reitplätze: Halle, Platz, Wiese, Gelände.
Nutze verschiedene Reitarten: klassische Dressur, Western-Elemente, gebissloses Reiten, usw.
Achte auf den mental-emotionalen Zustand deines Pferdes: Manche Pferde brauchen mehr Ruhe, andere mehr Abwechslung.
Steigere langsam!
Nicht jede Einheit muss „hart“ sein. Qualität geht vor Quantität.
Plane alle 6–8 Wochen eine Mini-Analyse: Wo gibt’s Fortschritte? Wo hakt’s?
Pausen sind produktiv
Ein Ruhetag ist kein verlorener Tag.
Auch Spaziergänge an der Hand, Bodenarbeit im Schritt oder „Spielstunden“ fördern Bindung und Beweglichkeit.
Tipp: Trainingsprotokoll führen
Notiere dir wöchentlich, was ihr gemacht habt, wie dein Pferd sich verhalten hat, und was dir aufgefallen ist. So erkennst du schnell Muster und kannst gezielter arbeiten.
Fazit
Ein Freizeitpferd braucht kein Hochleistungstraining – aber wohlüberlegte Bewegung, Abwechslung und Pausen. Dieser Trainingsplan bietet ein gutes Gleichgewicht aus Gymnastizierung, Ausdauer, Koordination, Spaß und Regeneration. Damit Dein Pferd lange gesund, motiviert und leistungsbereit bleibt – auch ohne Turnierambitionen.


